Urkunden in der Ahnenforschung
In Urkunden erfährst du Namen, Lebensdaten, Wohnorte und Berufe deiner Verwandten. Und was noch viel wichtiger ist: neben der Bestätigung eines Datums helfen sie dir, eine Generation weiter zu kommen, da in den Dokumenten auch meistens die Eltern erwähnt werden.
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In diesem Artikel:
Urkunden aus dem Standesamt
Für Urkunden aus den letzten zwei Jahrhunderten wendest du dich ans Standesamt. In Standesämtern erhältst du Geburtsurkunden, Heiratsurkunden und Sterbeurkunden.
Aus Geburtsurkunden erfährst du, wann jemand geboren wurde und wo, sowie die Namen der Eltern und im besten Fall noch deren Geburtsorte und Berufe
Aus Heiratsurkunden erfährst du das Heiratsdatum, Herkunft, Geburtsdaten und Berufe der Heiratenden und deren Eltern.
Aus Sterbeurkunden erhältst du Geburtsdaten, Beruf, Familienstand und die Namen der Partner.
Seit wann gibt es Standesämter?
Oft liest man, dass es Standesämter erst seit 1874 gibt. Das stimmt so nur teilweise. Ab dem Jahr 1874/75 wurden Standesämter offiziell und flächendeckend eingeführt und erhielten außerdem das Recht, Ehen zu schließen, was vorher nur Kirchen erlaubt war. [1] [2] Im französisch besetzen Rheinland zum Beispiel gab es Standesämter jedoch schon viel früher. Hier wurden sie zwischen 1792 und 1808 eingeführt. [3] Ich habe schon im Archiv eines Standesamtes geforscht, dass es bereits ab den 1790er Jahren gab. Wie lange es das Standesamt in einem Ort schon gibt, erfährst du, indem du einfach dort nachfragst.
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Randbemerkungen mitkopieren!
Wichtig in Urkunden aus dem Standesamt sind auch die Randbemerkungen. Ist eine Person verstorben, wurde (in gründlichen Standesämtern) auch in der Geburtsurkunde ein Vermerk dazu gemacht, der den Sterbeort, das Jahr und die Nummer der Sterbeurkunde nennt. Mehr dazu erfährst du weiter unten.
Einträge aus Kirchenbüchern
Bevor Standesämter den Personenstand verzeichnet haben, lag diese Aufgabe in den Kirchen. Die Einträge waren oft kürzer und enthielten weniger Information. Eine Seite aus einem Kirchenbuch enthält daher meistens mehrere Einträge, in denen die Personenereignisse einfach aufgelistet sind.
In Taufeinträgen erfährst du wann jemand getauft wurde, wer die Eltern sind und wer als Pate ausgewählt wurde. Früher entsprach das Taufdatum meist dem Geburtsdatum oder lag maximal einen Tag davor. Die Paten waren oft Geschwister der Eltern oder Nachbarn, was dir mehr Rückschlüsse auf die gesamte Familie geben kann.
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In Traueinträgen steht, wann ein Paar kirchlich geheiratet hat, woher sie kommen, wann sie geboren wurden und wer die Eltern sind. Auch die Trauzeugen sollten notiert sein.
In Begräbniseinträgen ist verzeichnet, wann jemand verstorben ist, wann er wo beerdigt wurde und eventuell auch, mit wem er verheiratet war.
Die Inhalte von Einträgen in Kirchenbüchern waren nicht genormt und variieren stark von Pfarre zu Pfarre, von Geistlichem zu Geistlichem und von Jahr zu Jahr. Manche sind ordentlich und sehr detailreich, andere nur kurz und kaum zu lesen. Oft sind die Einträge auch in Latein geschrieben. Da die Wortwahl sich wiederholt, wirst du schnell den Dreh raushaben und die Einträge selbst entziffern können. Wenn du mal nicht weiterkommst, kannst du dir Lesehilfe holen, zum Beispiel in diversen Facebook-Gruppen. Außerdem kann der Google Übersetzer inzwischen auch Latein, und die Übersetzungen sind gar nicht mal so schlecht (vorausgesetzt, der Verfasser eines Eintrags konnte auch richtig Latein).
Um in Kirchenbüchern zu blättern, reisen manche Leute zu Kirchenämtern. Es ist jedoch inzwischen auch sehr vieles online erreichbar oder auf DVDs erhältlich.
Sperrfristen für Urkunden aus dem Standesamt
Aus Datenschutzgründen gibt es in Deutschland Fristen, innerhalb denen Urkunden nicht einfach so für jeden zugänglich sind. Die Sperrfristen für die Beantragung von Personenstandsurkunden aus dem Standesamt betragen für Geburtsurkunden 110 Jahre, Heiratsurkunden 80 Jahre und Sterbeurkunden 30 Jahre. Als direkter Nachkomme kannst du auch Urkunden innerhalb der Sperrfrist beantragen. Diese Verwandtschaft musst du dann aber nachweisen können.
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Wie beantrage ich Urkunden?
Du kannst die Urkunden nur in dem Standesamt beantragen, wo sie ursprünglich ausgestellt wurden, also dort, wo die Geburt, Heirat oder der Sterbefall stattgefunden hat. In den letzten Jahrzehnten finden Geburten normalerweise in Krankenhäusern statt, weshalb du in diesen Fällen die Urkunden in dem Standesamt beantragen musst, welches zum Ort des Krankenhauses gehört. Auch bei Sterbefällen kann dies vorkommen.
Die Beantragung von Urkunden ist in der Regel nicht kostenlos. Eine Urkunde kostet ca. 10€, jede weitere Urkunde in der gleichen Bestellung 5€ - erkundige dich vor der Beantragung der Urkunde über die Preise beim jeweiligen Amt. Manchmal macht es auch einen Unterschied, ob du eine beglaubigte Urkunde oder eine einfache Kopie haben willst. Es gibt Archive, die dir einfache Kopien kostenlos per E-Mail zuschicken. Andere lassen sich die Suche bezahlen.
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Für die Beantragung der Urkunde musst du keinen Drittanbieter bezahlen! Du kannst einfach selbst das Standesamt kontaktieren. Viele haben inzwischen sogar extra Serviceportale auf ihren Webseiten dafür eingerichtet.
Urkunden für die Ahnenforschung selbst suchen
Manchmal weißt du nicht genau, in welchem Jahr du nach einer Person suchen musst. Vielleicht brauchst du auch so viele Urkunden, dass es dich sehr viel Geld kosten würde, diese alle beglaubigt zu beantragen. In diesem Fall informierst du dich besser darüber, ob es möglich ist, selbst im Archiv Bücher zu durchblättern. Dabei wird man dir allerdings nur die Personenstandsbücher geben, die außerhalb der oben genannten Sperrfristen liegen. Mache dir vorher eine Liste der Personen, deren Urkunden du suchen willst, mit allen Daten, die du über diese Person schon hast. Nehme eine Kamera zu deinem Besuch mit, damit du die gefundenen Urkunden abfotografieren kannst.
In den letzten Jahren haben immer mehr Ämter und Archive damit begonnen, ihre Dokumente auch online zugängig zu machen. Eine sehr große und sehr wichtige Datenbank für die Forschung in NRW sind die digitalisierten Sterberegister des Landesarchivs NRW (auf "Mehr anzeigen" klicken). Die Datenbank ist noch im Aufbau, weshalb sich noch nicht alle Sterbebücher darin befinden. Außerdem werden natürlich auch hier die Sperrfristen beachtet. Dennoch hat diese Datenbank meine Forschung um Meilen weitergebracht, da ich vom Sofa aus in sämtlichen Büchern blättern und in Ruhe nach Verwandten suchen konnte.
Es ist zu beachten, dass es sich bei diesen Digitalisaten um die Zweitschriften der Urkunden handelt. Sie enthalten deshalb keine der wichtigen Randbemerkungen, die ich oben schon erwähnt habe. Diese findest du nur in den Erstschriften, die möglicherweise noch im ursprünglichen Standesamt gelagert werden. In Sterbeurkunden werden allerdings sowieso selten spätere Randbemerkungen gemacht.
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Ein weiteres Beispiel für online Datenbanken von Digitalisaten sind die Kirchenbücher und Personenstandsdokumente aus Breslau. Die große Menge an Büchern ist an vielen Stellen online erreichbar, zum Beispiel bei archeion.net. Wenn ihr den Chrome-Browser nutzt, könnt ihr die Seite automatisch übersetzen lassen.
Viele Forscher haben auch Erfolg mit Matricula. Ich konnte damit bisher wenig anfangen, da viele der Kirchenbücher auf der Seite aus evangelischen Kirchen kommen und aus meiner Region zudem fast nichts digitalisiert ist. Auf sehr vielen Seiten der Bücher kriegt man außerdem Fehlermeldungen, da sie angeblich noch in der Sperrfrist liegen - selbst Sterbeurkunden, die fast 100 Jahre alt sind und damit weit aus der Sperrfrist raus sind, kann ich nicht öffnen. Für die Forschung in Österreich oder Norddeutschland kann Matricula jedoch hilfreich sein - schaut einfach mal auf die Karte.
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Urkunden lesen lernen
Die Schreibmaschine hat erst sehr spät Einzug ins Urkundenwesen gefunden. Die meisten Urkunden basierten zwar auf einem Vordruck, der weniger schwer zu lesen ist, doch die Lücken wurden von Hand ausgefüllt. Hier musst du dich nicht nur mit den Handschriften verschiedener Personen auseinander setzen, sondern auch mit völlig anderen Schriften und Buchstaben als die, die wir heute nutzen. Urkunden aus den 1930er und -40er Jahren werden meist in Sütterlin verfasst. Davor schrieb man offizielle Texte in der Kurrentschrift. Noch komplizierter wird es, wenn du in Kirchenbüchern mit schnörkeliger Schmierschrift voller Tintenkleckse suchen musst.
Bei Standesamtsurkunden handelt es sich um ausgefüllte Formulare, daher ist der Text oft gleich oder sehr ähnlich und du musst nur wenige Worte entziffern. Damit du nicht jedes Mal von neuem anfangen musst, die Urkunde zu entziffern, lohnt es sich, sie einmal komplett abzuschreiben.
Solltest du einmal gar nicht weiterkommen, gibt es Gruppen auf Facebook, die dir beim Entziffern helfen können. Sehr hilfreich ist auch der Schriftgenerator von Michael Nülken, in dem ich die Worte Buchstabe für Buchstabe nachtippe und so entziffern kann.
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